Uckermärkischer Geschichtsverein zu Prenzlau
Ortsgruppe FürstenwerderOrtsrundgang um Fürstenwerder, ca. 1,8 km
In Fürstenwerder ist bis heute ein fast runder Ortskern mit Kirche, bebautem Markt und zwei rechtwinkligen aufeinandertreffenden Hauptstraßen vorhanden. Innerhalb dieses Ortskerns ist noch das gesamte Straßennetz des Mittelalters erkennbar, jedoch wurden 70% aller Wohnhäuser und die Kirche beim großen Stadtbrand am 14. Juni 1740 zerstört.
Danach erfolgte ein Neuaufbau. Viele Handwerker- und Ackerbürgerhäuser wurden in Fachwerkbauweise errichtet, nach 1850 aber auch verstärkt in Ziegelbauweise. Der Marktplatz reichte bis in die Kirchstraße hinein. Im Kopfsteinpflaster dieser Straße konnte man bis 1997 noch die mit großen Steinen gepflasterte Linie sehen, die als Begrenzung für die Marktstände diente.
In 700m Entfernung gibt es aber noch einen zweiten Bahnhof in Fürstenwerder, der aber nicht innerhalb des Ortsrundganges zu sehen ist. Von dort aus wurde am 13. August 1913 die Bahnstrecke nach Templin in Betrieb genommen. Eine direkte Gleisverbindung beider Bahnhöfe war nicht vorhanden, aber ein Weiterbau nach Strasburg vorgesehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Strecke als Reparationsleistung an die Sowjetunion abgebaut. Das Bahnhofsgebäude dient noch heute als Wohnhaus.
Der ehemalige Bahndamm wurde bis Templin als kombinierter Rad- und Wanderweg „Spur der Steine“ ausgebaut. Mit dem Anschluss Fürstenwerders an das Eisenbahnstreckennetz war auch die Zeit der Postkutschen vorbei. Die Post übernahm neue Aufgaben und errichtete 1905 gegenüber dem Bahnhof ein eigenes Postgebäude, in dem auch ein Telegraphenamt eingerichtet wurde. Heute ist es Wohnhaus.
Als Grenzort zu Mecklenburg hatte die Mauer eine besondere Schutzfunktion. Sie wurde etwa nach 1250 errichtet und besteht aus einem Feldsteinmauerwerk, mit ehemals sechs bis sieben Meter Höhe. Sie war umlaufen von einem Graben- und Wallsystem und hatte 35 Wieckhäuser, im Abstand von 50 bis 70 Metern. Das waren rechteckige Mauervorsprünge als zusätzliche Verteidigungsstellungen. Von ehemals drei Stadttoren sind noch zwei vorhanden. Sie gehören in ihrer Bauart zu den ältesten in Norddeutschland.
Angeln ist vom Land aus möglich.
Eine Badestelle ist im Bereich Fürstenwerder nicht vorhanden.
Nach wenigen Minuten haben wir den Standort von 4 prächtigen Linden erreicht. Hier befand sich die Mertensche Brauerei, von der heute nur noch der Eiskeller an der Stadtmauer vorhanden ist. Auf der anderen Seite des Promenadenwegs stand das „Schützenhaus“ des Schützenvereins mit dem Festplatz. Jährlich zu Pfingsten wurde hier früher ein großes Schützenfest veranstaltet.
An der Stadtseite sind noch die Eisenhaken zu sehen, an denen die Torflügel hingen. Ungefähr einen halben Meter über dem Torbogen erkennt man einen großen vorspringenden Stein, der das Ausheben der Torflügel von der Feldseite aus verhinderte.
Die Tore haben eine spitzbogige Durchfahrtsöffnung, mit einer Breite von 3,90 Meter und eine Höhe von 4,60 Meter. Sie wurden ursprünglich durch eiserne Fallgitter geschlossen und waren äußerliche wirksame Wahrzeichen der städtischen Macht.
Die Tore galten als schwächste Stelle bei der Verteidigung der Mauer. Sie wurden besonders gesichert, indem die Tore beidseitig durch Wieckhäuser eingefasst waren. Sie lassen auch noch Schießscharten erkennen.
Wer eine Pause machen möchte, kann in den Regionalladen mit Café „Pure Landlust“ einkehren, der einen besonderen Blick zum Großen See gestattet.
Hinunter laufen wir auf einem ehemaligen mittelalterlichen Weg. Hier verlief früher die alte Straße in Richtung Mecklenburg. Um dorthin zu gelangen, musste man früher an einem Wachhaus mit Schlagbaum vorbei.
Vor uns das Ufer des Großen See. Malerisch heben sich innerhalb der Seefläche mehrere Inseln ab, auch Werder genannt.
Der See hat eine Fläche von 366 ha und ist ein Grundmoränensee, mit einer durchschnittlichen Tiefe von 9 Metern.
Amtlich wird er in historischen Unterlagen als „Wahrensee“ geführt, abgeleitet von „Wardon“, das „auf der Hut zu sein“ bedeuten soll, bezogen auf die Grenzlage zu Mecklenburg.
Auf der anderen Seeseite können wir gut die hügelige Endmoränenlandschaft mit den bewaldeten Kuppen erkennen.
Die Badestelle hier wird gern von Familien mit Kindern besucht, da die Wassertiefe hier nur langsam ansteigt.
Vorher stehen wir staunend vor dem noch höchsten Teil der Stadtmauer, in seiner fast ursprünglichen Höhe von 8 Metern.
Der Weg teilt sich jetzt. Rechts gelangen wir am Seeufer entlang in Richtung „Steinfeld“, vorbei an den Ferienhaussiedlungen “Uferzone”, “Hügelland” und “Steinfeld”, mit über 100 Ferienhäuern. Rechts vorbei am Sportplatz gelangen wir zum Kulturhaus von Fürstenwerder.
Wir sind nun auf dem Wallscheunenweg. Nach dem Stadtbrand von 1740 mussten die Scheunen aus Sicherheitsgründen aus dem Stadtkern verlegt werden, an die Wallanlagen der Stadtmauer. Seitdem hat der Weg diesen Namen.
Weiter auf dem Weg sehen wir immer die Stadtmauer, mal besser, mal weniger gut erhalten. Auch hier sind der Stadtmauer schöne Gärten vorgelagert.
Nachdem wir das Feuerwehrgerätehaus, die Turnhalle und das Wasserwerk passiert haben, können wir einen Blick in die kleine historische Blockstraße werfen (früher wurde sie Petersilienstraße genannt). Hier stand einmal der Pulverturm. Der Mauerdurchbruch erfolgte erst nach 1900.
Wir kommen wieder an der Schule vorbei und gelangen auf die Ernst-Thälmann-Straße, die weiter in Richtung Prenzlau führt. Hier stand das dritte Tor der Stadtmauer, das Prenzlauer Tor, es soll das schönste gewesen sein. Wegen des „Chausseebaus“ im Jahr 1878 wurde das Tor abgerissen.
Wir kehren wieder zurück zum Heimatmuseum. Hier können wir uns in 18 Ausstellungsräumen und einem Hofgelände intensiv über die Ortsgeschichte von Fürstenwerder und Umgebung, über das dorftypische Handwerk, Wohnen wie vor 100 Jahren und Sonderausstellungen wie „Meine Spielzeugwelt, Haushaltstechnik der DDR, 150 Jahre Mal- und Zeichentradition“ informieren.
Beim großen Stadtbrand 1740 brannte auch die Kirche bis auf die Feldsteinmauern vollständig nieder. Sie wurde wieder aufgebaut. Als letztes erfolgte 1785 die Bekrönung mit einer Kugel und Wetterfahne.
Durch Bereitstellung hoher Spenden und Fördermittel konnte von 1997 bis 1999 eine umfangreiche Sanierung von Kirchendach und Kirchturm mit einer neuen Wetterfahne erfolgen. 2023 wurde eine neue Turmspitze aufgebaut.
Auf dem Kirchplatz, vor dem Kircheingang, befindet sich ein Erinnerungsdenkmal mit einem Sandsteinobelisk an die gefallenen Soldaten der Kriege 1864 bis 1871 (Bismarckkriege) aus Fürstenwerder.
Uckermärkischer Geschichtsverein zu Prenzlau e.V. / Ortsgruppe Fürstenwerder
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